„Die Wälder sind für Bielefeld von unschätzbarem Wert. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Politik gar nicht weiß, welches Faustpfand die Stadt damit besitzt“: Förster Erhard Oehle, im Landesbetrieb Wald und Holz NRW für die privaten Forsten in Bielefeld zuständig, hat die CDU-Ratsfraktion durch den Wald rund um die Hünenburg geführt und ihnen dabei die vielfältigen Funktionen und Möglichkeiten dieses „Faustpfandes Wald“ erläutert.
CDU informiert sich über die Situation im Bielefelder Wald. Der Wald muss stärker in den Fokus gestellt werden (Fotos: Lange) Ganz aktuell bereitet die anhaltende Hitze der letzten Wochen den Förstern große Sorgen. „Wir sind praktisch ständig in Alarmbereitschaft“, sagt Oehle, „die Waldbrandgefahr ist riesengroß.“ Umso unverständlicher für ihn, wie leichtfertig manche Menschen sind: „Vor ein paar Tagen haben wir eine Blechwanne voll abgebrannter Grillkohle aus dem Wald geholt. Unverantwortlich ist das!“
Aggresivität im Wald besonders stark ausgeprägt
Generell beklagt der Förster eine zunehmende Respektlosigkeit, ja Aggressivität im Wald. „Vor einigen Wochen haben wir für Baumfällarbeiten einen Weg gesperrt. Eine Gruppe Wanderer wollte das nicht verstehen und unbedingt durch. Als die Forstwirte sie auf die Gefahren hinwiesen, sind sie regelrecht angepöbelt worden.“
Auf dem Bielefelder Stadtgebiet mit einer Gesamtfläche von ca. 25.780 Hektar (elftgrößte Großstadt in Deutschland), nimmt der Wald 5139 Hektar ein. Das sind rund 20 Prozent. Davon gehören ca. 2900 Hektar, also mehr als 60 Prozent, 520 privaten Waldbesitzern.
20 Prozent der Fläche in Bielefeld sind Wald
Für diese Fläche, die 4.000 (!) Fußballfeldern entspricht und auf das gesamte Stadtgebiet verteilt ist, gibt es nur einen Förster – Erhard Oehle. „Wir brauchen personelle Verstärkung, wollen wir allen Anforderungen gerecht werden“, sagt er.
Was ihn derzeit zudem umtreibt, ist eine geplante Änderung des Holzverkaufs. Das NRW-Umweltminister will den Holzverkauf, der bislang über den Landesbetrieb Wald und Holz abgewickelt wird, von Beginn nächsten Jahres an privatisieren. Oehle bat die CDU das Thema auf Landesebene nochmal anzusprechen.
Borkenkäfer greift Bäume an
Die Zusammenarbeit mit der Stadt Bielefeld wertet Erhard Oehle auf der direkten Arbeitsebene als sehr gut, auch wenn manchmal die Herangehensweise durchaus unterschiedlich ist. Ein Beispiel: Ganz ohne Chemie gehe es auch im Wald nicht, um die Bäume und auch ganze Bestände zu schützen. Gerade nach dem Schadensereignis Friedrike liegt noch viel Nadelholz im Wald und das zieht den Borkenkäfer bei diesen Witterungsverhältnissen magisch an.
Leider unterscheidet der Käfer nicht zwischen gefälltem, liegenden Holz und vitalen Bäumen, sodass die Gefahr besteht, dass auch Bestände, die den Sturm glücklicherweise überstanden haben, nun vom Borkenkäfer angegriffen werden.
„Wir nutzen in den Privatwäldern daher chemische Mittel im geringstmöglichen Umfang beim liegenden Holz zum Schutz des umliegenden Waldes und handeln sehr verantwortungsvoll. Wir wissen doch um den Wert der Natur und des Waldes.“
Runder Tisch ist wichtig zur die Zusammenarbeit
Die Stadt dagegen verzichte bei der Schädlingsbekämpfung aber grundsätzlich auf chemische Mittel. Allerdings muss dann das Holz schnellstmöglich aus dem Wald gefahren werden, und in der derzeitigen Situation nach dem Sturm ist das schwierig, da die Sägewerksindustrie nur begrenzt aufnahmefähig ist und sich dieser Druck dann durchaus auf den Preis auswirken kann.
Seit einigen Jahren werden diese und viele andere Themen an einem „Runden Tisch“ mit der Stadt und den Waldbesitzern besprochen, sagt Förster Oehle: „Dieser Austausch ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nur durch eine gemeinsame, ideologiefreie offene Kommunikation rücken der Wald und die vielfältigen Ansprüche, die Waldbesucher, Sportler und Naturschützer an ihn stellen sowie das berechtigte Interesse auch der Eigentümer noch mehr in das politische Bewusstsein. Wir brauchen einen Masterplan.“
CDU wird den Wald weiter in den Fokus rücken
„Bei uns ist Ihnen das schon gelungen“, bedankte sich Fraktionsgeschäftsführer Detlef Werner. „Ich werde künftig mit anderen Augen durch den Wald gehen.“ Carla Steinkröger und Alexander Rüsing betonten, dass der Wald in der politischen Arbeit und dem Fachausschuss mehr Raum einnehmen wird.